Oft erscheint es sehr schwierig, ein Angebot „barrierefrei“ zu gestalten. Viele von uns schreckt das ab – wir fangen erst gar nicht an, uns um Barrierefreiheit zu bemühen. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer…
Wann ist mein Angebot „barrierefrei“?
Barrierefreiheit ist ein Begriff, hinter dem eine feste Definition steht. Laut Behindertengleichstellungsgesetz gilt ein Angebot als barrierefrei, wenn jeder Mensch es nutzen kann – unabhängig davon, wie dieser Mensch geistig oder körperlich beschaffen ist. Es geht beim Thema Barrierefreiheit also in erster Linie um Teilhabe, idealerweise um Inklusion. Inklusion von Menschen, die bisher ausgegrenzt wurden. Man denkt direkt an Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer sowie seh-, hör- oder lernbehinderte Menschen. Sie stoßen an Grenzen, an Barrieren – und diese sollen wir als touristische Anbieter beseitigen.
Abschreckend ist die Definition von Barrierefreiheit, wenn wir sie als das eine große Ziel betrachten. Einfacher wird es, wenn wir dieses Ziel in kleinere Einheiten zerlegen. Unser Angebot ist noch nicht für alle Menschen barrierefrei? Mit Sicherheit gibt es aber Personengruppen, für die wir bereits alle Barrieren aus dem Weg geschafft haben.
Wichtig ist die Erkenntnis: Nicht alle Menschen brauchen die gleiche Barrierefreiheit.
Ältere Menschen freuen sich vermutlich über Toiletten im Erdgeschoss, brauchen aber nicht zwangsläufig eine DIN-konforme barrierefreie Toilette. Selbst Stufen – die am häufigsten genannte „Barriere“ von Architekten und Tourismusakteuren am Beginn des Weges zur Barrierefreiheit – bereiten nicht allen Menschen, sondern hauptsächlich denjenigen Schwierigkeiten, die mit Rädern unterwegs sind. Blinde Menschen nehmen sogar oft lieber die Treppen als den Aufzug, um wirklich sicher zu gehen, in welchem Stockwerk sie landen.
Barrierefreiheit ist individuell – und mit einfachen Schritten zu erreichen
Was wir als Tourismusakteure aus diesen Überlegungen lernen sollten, ist vor allem die Tatsache, dass Barrierefreiheit individuell ist. Jede Maßnahme, die wir im Sinne der Barrierefreiheit unternehmen, macht unser Angebot vielleicht schon für eine Personengruppe zu einem „barrierefreien“ Angebot. Dabei muss die Maßnahme kein kompletter Umbau sein! Auch einfache Maßnahmen können eine große Wirkung haben.
Während wir an Aufzüge oder Rampen als die „barrierefreie“ Alternative zu Treppen denken, reicht für einen Menschen mit unsicherem Gang vielleicht bereits ein Handlauf, um sicher nach oben zu gelangen.
Vielleicht nimmt uns dieses Beispiel die Angst davor, unser komplettes Angebot auf den Kopf stellen zu müssen. Glauben Sie mir: Jeder Schritt auf dem Weg zur Barrierefreiheit ist bereits nützlich. Deshalb mein Tipp:
Fangen Sie einfach an!
Und: Fangen Sie einfach an.
Aber: Hören Sie nie auf. – Das Ziel des Weges ist und bleibt die Barrierefreiheit für Alle.
Noch mehr Tipps bitte!
Weitere „einfache Maßnahmen“ – mit wenig Aufwand viel erreichen – finden Sie zum Beispiel im Leitfaden “Einfach barrierefrei” für die hessischen Tourismusbranche.