Meine erste Bilanz nach mehr als sechs Monaten unterwegs mit Kinderwagen: Das ist ja kinderleicht!! Nun gut, man muss bedenken, dass ich bisher oft in Begleitung von Rollstuhlfahrern unterwegs war. Gerade mit E-Rollis durchkreuzt unter Umständen bereits eine einzelne Stufe den Plan für den ganzen Tag. Da ist es mit Kinderwagen schon bedeutend einfacher! Natürlich suche ich auch jetzt nach Aufzügen und Rampen (die ich zumindest im gewohnten Umfeld ja dank Rolli-Begleitung schon kenne). Aber wenn der Aufzug eben mal kaputt oder nicht vorhanden ist, findet sich jemand, der anpackt und schon komme ich trotz Kinderwagen weiter. Bei der Bahn muss ich nicht vorher angemeldet sein und dann am Gleis auf das Personal mit dem Hublift warten, sondern komme mit der Hilfestellung freundlicher Mitreisender auch spontan weiter. Allerdings gibt es andere Schwachstellen, die mich als junge Mutter beschäftigen: Wo kann ich mein Baby unterwegs in geschütztem Rahmen stillen? Gibt es irgendwo einen Wickeltisch? Und – das Schwierigste: Kann ich unterwegs selbst auch mal zur Toilette ohne dass ich mein Baby im Kinderwagen an einem fremden Bahnhof, im Zug, in einer Gaststätte oder im Kaufhaus alleine auf dem Flur warten lassen muss?
Kurzum: Ich bin insgesamt mit Kinderwagen viel unkomplizierter unterwegs als mit Menschen im Rollstuhl und würde mich schon fast trauen zu fragen, warum Barrierefreiheit eigentlich als notwendig für Personen mit Kinderwagen angepriesen wird – wären da nicht die anderen Muttis, die vorher eben nicht mit Rollstuhlfahrern unterwegs waren und jetzt als “totale Anfänger” auf der Suche nach dem Aufzug scheitern. Oder mein Mann, der während ich Anfang des Monats eine Schulung in Berlin gehalten habe, versucht hat, mit der S-Bahn die Stadt zu erkunden. Stinksauer treffe ich ihn abends wieder – “So was Umständliches!! Bei einer Station musste ich zwei Aufzüge benutzen, um zum Gleis zu kommen, bei der nächsten war der Aufzug kaputt und jemand musste mir beim Tragen des Kinderwagens helfen!!” – Was hat er denn? frage ich mich. Ging doch! 😉