Einfach barrierefrei? Geht das denn?
Barrierefreiheit ist komplex
Manchmal ist es ganz schön frustrierend. Da will man Gutes tun, aber es werden einem Steine in den Weg gelegt.
- Ich will meine Gaststätte barrierefrei umbauen, aber keiner kann mir die genauen Kriterien für Barrierefreiheit nennen.
- Ich will Informationen zur Barrierefreiheit in meiner Destination herausgeben, aber nur wenige Betriebe wollen an "Reisen für Alle" teilnehmen.
- Ich will (und muss) meine Internetseite barrierefrei gestalten, aber diese ganzen technischen Anforderungen sind zu kompliziert für mich.
- u.v.m.
Tatsächlich muss man zugeben: Vieles, was mit Barrierefreiheit zu tun hat, lässt sich nicht "mal eben schnell" erledigen. Barrierefreiheit ist oft komplex. Sie muss langfristig gedacht werden. Sie ist nicht schnell wieder vom Tisch - sie bleibt.
Warum das so ist? Weil Barrieren vielfältig sind. So wie die Menschen, die auf sie treffen. Es gibt nicht den einen Rollstuhlfahrer, für den ich meine Gaststätte umbaue und dann passt es für alle. Und neben Menschen im Rollstuhl gibt es zahlreiche andere Behinderungen, die dazu führen können, dass jemand nicht oder nur schwer dabei sein kann. Vielfältige Barrieren erfordern vielfältige Lösungen.
Große Aufgaben in kleine Schritte zerlegen
Nun könnte man sich also darin verlieren und letztlich gar nichts tun, weil die Aufgaben zu groß sind. Das wäre für die Barrierefreiheit aber das ungeschickteste, was man tun kann, denn so kommt nichts voran.
Also nehmen wir uns den guten alten Straßenkehrer aus "Momo" zum Vorbild. Er kehrt nicht die ganze Straße, sondern immer ein kleines Stück Weg. Am Ende hat er dann natürlich trotzdem die ganze Straße gekehrt.
Übertragen heißt das: Schauen Sie nicht auf den Berg an komplexen Aufgaben, sondern picken Sie sich 1 konkrete Maßnahme raus, die Sie ganz leicht in wenig Zeit umsetzen können.
Kleine, einfache Schritte auf dem Weg zur Barrierefreiheit
Hier mal ein paar Ideen, was man als einfache erste Maßnahme oder als kleines Projekt machen könnte, um Barrieren abzubauen:
- Handläufe an Treppen anbringen, damit Menschen mit unsicherem Gang sich festhalten und sehbehinderte Menschen sich orientieren können
- Markierung von Stufen und Glastüren, damit keiner stolpert bzw. gegen eine Tür läuft
- Auf Duftstoffe verzichten und das offen kommunizieren, damit auch Menschen mit einer Sensitivität zu Gast sein können
- Das eigene Angebot in der Wheelmap aufrufen und ggfs. die Angaben zur Barrierefreiheit korrigieren, ergänzen, mit Bildern bestücken. Auch Google Maps bietet übrigens immer mehr Möglichkeiten, Infos zur Barrierefreiheit anzugeben. (Diese Portale sind kostenfrei!)
- Aufkleber an der Tür anbringen "Assistenzhund willkommen" und den Eintrag meines Angebots in der DogMap überprüfen. (Hier gibt's Aufkleber zum Bestellen gegen Spende und die DogMap: https://www.pfotenpiloten.org/)
- Türschilder zur Verfügung stellen für schwerhörige oder taube Übernachtungsgäste. Denn wer nachts ohne Hörgerät schläft oder taub ist, hört einen eventuellen Feueralarm nicht...
Möchten Sie diese Türschilder im eigenen Betrieb einsetzen? Gerne sende ich Ihnen eine Druckvorlage dafür, mit der sie die gewünschte Anzahl einfach nur noch beim Drucker Ihrer Wahl bestellen müssen. Melden Sie sich einfach bei mir!
Der Effekt der kleinen Schritte
Jeder einzelne Schritt bewirkt schon etwas!
Das Thema "Informationen zur Barrierefreiheit" ist zum Beispiel eines, was für die meisten Menschen mit Behinderung die erste riesige Barriere darstellt. Bereits bei der Reiseplanung stoßen sie an die Grenzen.
- Kann ich überhaupt einen Tisch in der Gaststätte XY reservieren? Ich weiß ja nicht mal, ob ich reinkomme.
- Werden Duftstoffe im Hotel XY verwendet? Wenn ich einen Migräneanfall kriege, ist das kein Urlaub für mich.
- Darf ich meinen Hund ins Museum mitnehmen? Einen ausgebildeten Assistenzhund lasse ich nicht vor der Tür.
Jede Info hilft - auch wenn die Info eher "negativ" scheint. ("Bei uns gibt es zwei Stufen am Eingang." - Für Menschen mit Rollator evtl. trotzdem machbar.)
Und was ist jetzt mit den großen Aufgaben?
Die Erfahrung zeigt: Wer mit kleinen Aufgaben startet, kommt ins Tun. Wer etwas tut, wird dafür belohnt - durch das eigene gute Gefühl, manchmal auch von außen. Und das wiederum spornt an für weitere Aufgaben, auch für große.
Irgendwann berücksichtigt man Barrierefreiheit dann tatsächlich nahezu "nebenbei"...
Weiterlesen und -machen
- Unterstützung für die großen Aufgaben gibt es zum Beispiel in Form meiner Schulungen: Zu den offenen Schulungen von MosGiTo
- Mehr zu diesem Prinzip "Einfach anfangen" und warum Barrierefreiheit nicht immer den großen Umbau bedeutet, lesen Sie in meinem Einblick hier: Zum Einblick "Einfach anfangen"